Mit meinem Cosplay-Hobby lerne ich viele neue Menschen kennen. Oft. Auf fast jeder Con. Ich hatte schon mal geschrieben, dass das Segen und Fluch zugleich ist, denn so viele Menschen kann man gar nicht „bedienen“, sprich, ihnen die Aufmerksamkeit geben die man ihnen gern geben würde.
Das hat mich Ende des letzten Jahres so sehr gestört, dass ich am liebsten nirgendwo mehr hingehen wollte, damit das nicht ständig weiter passiert. Cons zu meiden ist das eine, grade für mich recht einfach weil ich viel iRl um die Ohren habe. Aber das Leben meiden geht nicht. Andere Hobbies bei denen es Veranstaltungen gibt, hübsche Menschen die man zufällig trifft und die man fotografieren möchte, man trifft immer Menschen.

Zum Thema Kontakt halten gehört aber nicht nur die Zeit dafür zu haben/zu nehmen. Sondern auch: wie eigentlich?
Für die meisten Menschen ist das „Wie“ ganz einfach mit der Antwort „Facebook“ belegt. Das wirkt auch so schön einfach. Ich hatte das auch so schön einfach. „We’ll write on facebook“. Aber in 90% der Fälle wird schon das für mich zu einem Problem. Ich würde gern mit einem Menschen Kontakt halten, aber ich weiß zB nicht ober er das möchte. Dh ich stehe vor dem Dilemma: Auf Facebook eine Freundschaftsanfrage stellen oder nicht? (oder insert random messenger here, wobei ich als bisher standhafter what’s app Verweigerer damit nicht soooo viele Probleme habe) Vermutlich wäre es unhöflich sie abzulehnen, also weiß ich nicht, ob ich diesen Menschen dann damit belästige. Und das ist etwas, was ich nicht will. Ich möchte, dass ein Mensch aus freien Stücken mit mir spricht.
Interessanter Artikel der in eine etwas andere Richtung geht, sich aber auch mit Webmanipulation beschäftigt, übrigens hier.
Das klingt sehr trivial, aber ich war schon immer ein Mensch der nur Leuten auf den Sack gehen kann die er wirklich gut kennt. Bei allen anderen bin ich sehr darauf bedacht das zu vermeiden.
Problematisch wird es, wenn mein Gegenüber ebenfalls ein Socialy Awkward Penguin ist und mir selber nie eine Anfrage stellen würde, nur das ich dann nicht weiß ob er einer ist, oder ob er einfach kein Interesse daran hat.

Hat sich dieses Problem erledigt, entweder weil ich mich dazu durchgerungen habe eine Anfrage zu stellen, weil sie gestellt wurde, oder das Ganze einfach in der Vergangenheit liegt, dann ist die Frage: und nun?
Ich habe einen Kontaktkanal, aber nun passiert etwas, das mir mit fast allen Menschen so geht: ich habe keinen Grund sie anzuschreiben. Da entspreche ich zu 100% dem Klischee der Deutschen, es gibt nichts zu bereden, solange es nichts zu bereden gibt. Ich bin ein unglaublich schlechter smalltalker, sowohl off- als online. Wenn man mir einen Gesprächspartner gibt der mir Vorlagen liefert um etwas dazu zu sagen, dann kann ich mich wundervoll unterhalten, aber ohne wird das schwierig. Es gibt nur sehr wenige Menschen die ähnlich wenig sprechen wie ich, mit denen ich es in einem Raum aushalte, denn ich kann so etwas nicht gut ertragen.
Online ist diese Situation natürlich nicht so direkt vorhanden, da schreibt man dann einfach nicht. Wenn ich aber nun einem alten Freund gern sagen möchte das ich an ihn denke, und er mir immernoch wichtig ist, dann ist das – für mich – eine schwierigie Situation. Denn natürlich kann ich das genau so schreiben – habe ich auch schon gemacht – aber es ergibt sich kein Gespräch daraus. Und das fühlt sich dann wieder awkward an.
Sagt man nichts, geht der Mensch dann davon aus das man kein Interesse an ihm hat. Nur wenige, mit denen ich recht vertraut bin, tun das nicht. Das denke ich jedenfalls. Auch sonst: wenn ich etwas schreibe: wie vertraut ist ok? Wie viel ist zu viel? Konversationen mit neuen Menschen sind für mich immer ein Spießrutenlauf.

Das wurmt mich, und ich finde es schade, das ich da noch nicht die Balance gefunden habe.